Stefanie Ehlers
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Putzen, Händewaschen, Ordnunghalten – alles ganz normale Handlungen. Aber die Grenze zum Zwang verläuft fließend. „Ich muss das immer wieder tun, obwohl ich weiß, dass es unsinnig ist“, „Ich fühle mich wie verrückt bei klarem Verstand“ – diese oder ähnliche Äußerungen hört man immer wieder von Menschen, die an einer Zwangsstörung (früher auch: Zwangsneurose) leiden. Solche Zwänge schränken die alltägliche Lebensführung erheblich ein.
Unser ärztliches Personal an den Schön Kliniken ist auf psychische Erkrankungen spezialisiert. Mit effektiven Therapien helfen wir Ihnen dabei, Ihre Zwänge zu bewältigen.
In der Schön Klinik Bad Bramstedt nördlich von Hamburg behandeln wir seit mehr als 25 Jahren Patientinnen und Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet mit spezifischen psychotherapeutischen Behandlungskonzepten auf Basis der kognitiven Verhaltenstherapie. Unsere ärztlichen und therapeutischen Mitarbeitenden arbeiten in multiprofessionellen Teams fachübergreifend zusammen, um das bestmögliche Behandlungsergebnis für die Betroffenen zu erzielen.
Zwangsstörungen zeigen sich in verschiedensten Ausprägungen von Zwangsgedanken bis Zwangshandlungen, die Symptome sind individuell mitunter sehr verschieden.
Die Verhaltenstherapie setzt direkt bei den zwanghaft ausgeführten Handlungen oder Gedanken an. Dabei arbeiten wir in unserem Behandlungsschwerpunkt Zwangsstörungen insbesondere mit Gruppentherapien. Begleitend hierzu finden einzeltherapeutische Sitzungen statt, in denen beispielsweise die Diagnostik vorangetrieben oder das individuelle Störungsmodell vertieft wird.
Bereits zu Anfang der Behandlung bestehende zentrale Gruppentherapien sind beispielsweise die Problemlösegruppe, die Achtsamkeitstherapie sowie die Bewegungstherapie. Hinzu kommen Psychotherapiegruppen, die in spezifischen Phasen angeboten werden und dann zum jeweiligen Zeitpunkt individuell durch die Bezugstherapeutin beziehungsweise den Bezugstherapeuten verordnet werden. Hierzu zählen zum Beispiel die sogenannte Indikativgruppe Zwang, gruppentherapeutische Nachbearbeitungen von Expositionsübungen oder auch die Kunsttherapie.
Unsere Patientinnen und Patienten mit einer Zwangserkrankung behandeln wir stationär nach einem Phasenkonzept. Dabei folgen drei Phasen mit spezifischen Zielen und Inhalten aufeinander.
Phase eins dient dazu, dass Sie sich in das stationäre Setting integrieren können und ein besseres Verständnis für das Störungsbild erhalten. Dazu erarbeiten Sie mithilfe Ihrer Bezugstherapeutin beziehungsweise Ihres Bezugstherapeuten Ihr individuelles Erklärungsmodell. Sie lernen besser zu verstehen, was Sie dazu bringt, die Zwänge aufrechtzuerhalten. Und wir vermitteln Ihnen das Prinzip der Exposition, also der Konfrontation mit problembehafteten Situationen, Orten oder Verhaltensweisen. Und schließlich helfen wir Ihnen in dieser ersten Phase dabei, Ihre Eigenmotivation für die Zwangstherapie zu entwickeln und zu stärken.
Phase zwei dient der Fokussierung auf eine hochfrequente, therapeutisch gestützte Expositionsbehandlung („Expo“). Mithilfe zusätzlicher Psychotherapiegruppen (Expo-Reflexionsgruppen, Außenexposition; siehe unten ) und Anleitung in der Einzelsitzung mit Ihrer bezugstherapeutischen Ansprechperson sowie gegebenenfalls weiterer therapeutisch begleiteter Expositionen helfen wir Ihnen dabei, sich zunehmend eigenständig und unter therapeutischer Vor- und Nachbereitung mit den Situationen zu konfrontieren, die für Sie problembehaftet sind. Ziel ist es, Sie darin zu unterstützen, jeden Wochentag eine Expositionsübung (beziehungsweise ein Verhaltensexperiment) durchzuführen und auch Pausen angemessen zu planen.
Phase drei dient der Rückfallprophylaxe und Vorbereitung der Entlassung. Hierfür arbeiten wir gemeinsam mit Ihnen Funktionalitäten und potenzielle Stressoren in Ihrem häuslichen Umfeld heraus und besprechen erste Lösungsansätze.
Begleitend zu den Gruppentherapien erhalten unsere Patientinnen und Patienten Einzeltherapien. Aufgabe der Einzeltherapie ist es, einen Rahmen zu bieten, der die Behandlung unterstützt, den Therapieprozess individuell zu begleiten und Inhalte zu vertiefen. Potenziell zu jedem Zeitpunkt setzen wir, falls notwendig, auch Differenzialdiagnostik ein und behandeln weitere zeitgleich auftretende psychische Krankheitsbilder mit. Denn nicht selten gehen Zwangsstörungen einher mit Depressionen, Angst oder anderen psychischen Erkrankungen. Zum Ende unserer stationären Behandlung erfolgen Rückfallprophylaxe und Entlassungsmanagement, in dessen Rahmen wir mit Ihnen die Nachsorge und Fragen zur Nachbehandlung besprechen.
Während des stationären Aufenthalts wird die medizinische Versorgung durch eine Bezugsärztin oder einen Bezugsarzt sichergestellt. Neben einer körperlichen Diagnostik zu Beginn des stationären Aufenthalts (Labor, EKG, körperliche Untersuchung, vertiefte medizinische Anamnese) erfolgen im Verlauf eine individuelle Prüfung und Bewertung bestehender Medikation beziehungsweise die Prüfung der Indikation für eine psychopharmakologische Behandlung.