Dr. Robert Doerr
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzt für Nervenheilkunde
In den Schön Kliniken setzen wir auf eine multimodale Therapie, bei der sowohl eine Einzel- als auch eine Gruppentherapie durchgeführt wird. Ziel der Behandlung ist es, dass Sie lernen, besser mit Ihrer sozialen Phobie umzugehen. Im besten Fall verschwindet die Erkrankung ganz.
Unser Schamgefühl reguliert unser gesellschaftliches Zusammenleben, das heißt, es gibt uns darüber Rückmeldung, ob wir soziale Regeln verletzt haben. Wenn man dazu neigt, in Bezug auf soziale Regeln sehr vorsichtig und eher ängstlich zu sein, nennt man dies „Schüchternheit“. Schüchtern sein ist eine weitverbreitete und normale Charaktereigenschaft, die Übergänge zur sozialen Phobie, einer Form der Angststörung, sind allerdings fließend. Eine Krankheit liegt vor, wenn die Angst sehr schwer und lang andauernd ist und mit der Teilhabe am normalen Leben in Konflikt kommt.
Die Angst vor Ablehnung in sozialen Situationen führt häufig zur Vermeidung ähnlicher Situationen, was wiederum die Angststörung verstärkt, da wir nie lernen, anders mit diesen Ängsten umzugehen. Diese Vermeidung kann zu Vereinsamung und weiteren psychischen Erkrankungen wie Depression und Sucht führen.
Bei sozialer Phobie ist die Angst der Betroffenen in bestimmten Situationen so groß, dass soziale Kontakte gänzlich gemieden werden oder nur unter großen Ängsten beziehungsweise mit Hilfsmitteln wie Medikamenten durchgestanden werden können – unabhängig davon, ob es sich um fremde Menschen handelt oder Bekannte. Folgen dieser Symptome können zum Beispiel Suchtmittelabhängigkeiten, Depressionen und die Ausweitung der Ängste auf andere Situationen sein.
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Unter sozialer Phobie leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Diese psychische Störung ist somit eine der häufigsten Angsterkrankungen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Mit der kognitiven Verhaltenstherapie und der Konfrontationstherapie stehen uns zwei sehr wirksame Behandlungsmethoden der Psychotherapie zur Verfügung.
Warnsignale und Symptome dieser psychischen Störung
Wir sind uns bewusst, dass es für Sie eine große Herausforderung ist, sich in eine stationäre Therapie zu begeben und Ihre Symptome der sozialen Phobie mittels Psychotherapie behandeln zu lassen. Sie sind in der Schön Klinik Berchtesgadener Land von Beginn an mit Ihren Ängsten konfrontiert, müssen sich zum Beispiel fremden Ärztinnen und Ärzten sowie Psychologinnen und Psychologen anvertrauen und kommen mit anderen Patientinnen und Patienten in Kontakt. Gleichzeitig ist dies auch ein zentraler Therapiebaustein, den wir gemeinsam mit Ihnen einsetzen, um Sie bestmöglich auf Ihrem Weg aus Ihren sozialen Ängsten zu begleiten.
Ihre Bezugstherapeutin beziehungsweise Ihr Bezugstherapeut wird Sie von Anfang an einfühlsam begleiten und mit Ihnen gemeinsam Ihren individuellen Therapieplan ausarbeiten. Angst kann „verlernt“ werden, indem wir korrigierende Erfahrungen machen, und diese können wir nur machen, wenn wir unser Vermeidungsverhalten abbauen und neue Kompetenzen und unseren Selbstwert aufbauen.
Ein Kernstück der Behandlung stellen sogenannte Expositionsübungen (schrittweise Annäherung an die Ängste) dar, die sich wissenschaftlich als besonders hilfreich erwiesen haben. Übungen zur Bewältigung Ihrer Ängste umfassen zum Beispiel, die Stationsversammlung der Patientinnen und Patienten zu leiten, Kurzvorträge zu halten, am Flipchart zu schreiben, Fragen zu beantworten oder Rollenspiele durchzuführen. Betroffene erkennen, dass ihre Befürchtungen (zum Beispiel „mir fällt nichts ein“, „die anderen sehen, wie ich schwitze oder stottere, und werden mich ablehnen“) in der Realität meist nicht eintreten und dass sie angstauslösende Situationen viel besser bewältigen können, als von ihnen bisher angenommen wurde.
Für Sie relevante Expositionen planen Sie zusammen mit Ihrer Bezugstherapeutin beziehungsweise mit Ihrem Bezugstherapeuten in der Einzeltherapie und führen diese zuerst unter Begleitung und schließlich zunehmend selbstständig anhand Ihrer individuellen Angsthierarchie durch.
Konfrontationstherapie ist ein komplexer Prozess, den man nicht mit der Methode „einfach durchhalten“ verwechseln sollte, denn diese Strategie ist meist die erste, die Betroffene in schwierigen Situationen, leider meist erfolglos, versuchen. Daher ist ein gestuftes Vorgehen zusammen mit Ihrer Bezugstherapeutin oder Ihrem Bezugstherapeuten indiziert. Die Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und der Exposition von Ängsten hat sich als hochwirksam erwiesen. Ihre Bezugstherapeutin beziehungsweise Ihr Bezugstherapeut beleuchtet Ihre Ängste individuell und stimmt mit Ihnen die jeweils nächsten Therapieschritte und Bewältigungsmöglichkeiten ab.
Psychotherapie, vor allem die kognitive Verhaltenstherapie, ist am besten geeignet, um eine soziale Phobie zu behandeln. Besonders erfolgversprechend ist sie, wenn Sie und Ihre Therapeutinnen und Therapeuten ein vertrauensvolles Arbeitsbündnis haben und gemeinsam ein individuelles Erklärungsmodell für Ihre sozialen Ängste erarbeiten. Dabei beleuchten wir vor allem die lebensgeschichtlichen Ursachen Ihrer Phobie, zum Beispiel besondere Merkmale Ihrer Person oder fest verankerte Grundannahmen („Glaubenssätze“).
Mögliche Glaubenssätze:
Auf Basis des Erklärungsmodells erfolgt dann auch die Behandlung der sozialen Phobie, die wir in der Schön Klinik Berchtesgadener Land genau auf Ihre Bedürfnisse individuell abstimmen.
Menschen mit sozialer Angst empfinden die Begegnung mit anderen Menschen als belastend und versuchen generell, soziale Situationen zu vermeiden. Daher helfen die sozialen Kontakte auf der Station, in den öffentlichen Bereichen der Klinik und bei den Mahlzeiten als konstantes Übungsfeld auch außerhalb der eigentlichen Therapien. Dabei treffen Sie hier auf viele ähnlich Betroffene, die Ihnen mit großem Verständnis begegnen werden und Ihnen bei der Bewältigung Ihrer Beschwerden eine Stütze sein können.
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzt für Nervenheilkunde
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und spezielle Schmerztherapie