Dr. Robert Doerr
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzt für Nervenheilkunde
Äußerlich ist sie kaum zu erkennen, aber innerlich sind Menschen mit Bulimie zerrissen: Wer betroffen ist, steht zwischen zwei Extremen. Auf der einen Seite ein unbändiger Heißhunger und das Verlangen nach immer mehr. Auf der anderen Seite die Panik, dick zu werden, schlechtes Gewissen und Ekel vor sich selbst.
In den Schön Kliniken haben wir langjährige Erfahrung in der Behandlung dieser seelisch bedingten Essstörung. Mit unterschiedlichen therapeutischen Maßnahmen unterstützen wir Sie dabei, Ihre Krankheit zu bewältigen. Natürlich unter ständiger medizinischer und psychologischer Betreuung.
Essstörungen sind weder Bagatellerkrankungen noch selten. So finden sich Essstörungen und ihre Symptome in allen gesellschaftlichen Schichten und auf der ganzen Welt.
Die Bulimia nervosa ist eine Erkrankung aus dem Kreis der Essstörungen und damit eine ernst zu nehmende Krankheit. Sie ist auch unter den Bezeichnungen Bulimie und Ess-Brech-Sucht bekannt. Ähnlich wie bei anderen Essstörungen, wie zum Beispiel der Magersucht oder der Binge-Eating-Störung, ist auch diese psychische Störung des gestörten Essverhaltens mit Scham und heimlichem Verhalten zur Beschwichtigung des besorgten Umfelds verbunden.
Die Bulimia nervosa belastet nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch die sozialen und zwischenmenschlichen Beziehungen, den Aufbau von Sozialkontakten und vor allem die Beziehung zu nahestehenden Angehörigen wie Familie, Partnerin oder Partner. Dies führt häufig zu einem Teufelskreis aus psychischem Druck, inneren und äußeren Konflikten, sozialer Isolation und Symptomverstärkung. Die Symptome sind in der Regel vielfältig. Bei Bulimie kann es zu körperlich bedrohlichen Situationen kommen. Daher ist neben einem offenen und wertschätzenden Umgang im therapeutischen Prozess auch eine ärztliche Begleitung während des Aufenthalts wichtig. So können sich die Betroffenen besser öffnen und über ihr krankheitsspezifisches Verhalten berichten.
Die Bulimie ist gekennzeichnet durch wiederholte Essanfälle, das heißt die Aufnahme großer Mengen verschiedenster Nahrungsmittel in einem bestimmten Zeitraum, gefolgt von selbst herbeigeführten Brechanfällen. Häufig werden für diese Essanfälle auch extra Einkäufe getätigt, was Betroffene sehr häufig als finanziell belastend und sozial einschränkend erleben.
Einige Patientinnen und Patienten wirken ihren Essanfällen durch zusätzliches oder isoliert übermäßiges Sportverhalten entgegen. Da dieses Verhalten oft vor dem persönlichen Umfeld verborgen wird, ist eine Bulimie von außen häufig schwer, kaum oder gar nicht zu erkennen. Betroffene berichten auch, dass sie manchmal sogar Verabredungen oder Termine absagen würden, um der Bulimie nachgeben zu können, was im weiteren Verlauf eine soziale Isolation nach sich ziehen kann. Dies wird von den Patientinnen und Patienten als quälend und einschränkend beschrieben.
Liegen bereits vor der Aufnahme in eine Klinik schwerwiegende körperliche Erkrankungen vor, müssen diese vorher zunächst somatisch abgeklärt und therapiert werden, um eine adäquate psychosomatische Behandlung während des Aufenthalts gewährleisten zu können. Während des Aufenthalts können bis zu einem gewissen Grad körperliche Folgeschäden mitbehandelt werden. Die akutstationäre Therapie hat auch zum Inhalt, einer entsprechenden Entwicklung solcher körperlichen Zustände entgegenzuwirken. Analog zur Behandlung der Anorexie (Magersucht) sind auch bei der Behandlung der Bulimie, an der vorwiegend, aber nicht nur junge Frauen leiden, klare Regeln und Strukturen wichtig. Diese möchten wir den Betroffenen im Fachzentrum für Psychosomatische Medizin der Schön Klinik Berchtesgadener Land vermitteln. Dabei können in Absprache mit den Betroffenen auch psychopharmakologische Medikamente additiv eingesetzt werden.
Die zur Bewältigung der Erkrankung Bulimie und ihrer Symptome notwendigen Veränderungen des eigenen Essverhaltens werden im stationären Setting gemeinsam mit den Betroffenen im multiprofessionellen therapeutischen und ärztlichen Team erarbeitet. Anschließend erfolgt die Umsetzung im Klinikalltag mit entsprechender Unterstützung und Anleitung. Dabei spielen auch die Funktion der Erkrankung und ihre aufrechterhaltenden Faktoren eine Rolle. Primäre Ziele in der Therapie der bulimischen Essstörung sind für die Betroffenen die eigenverantwortliche Selbstfürsorge, eine verbesserte Impulskontrolle sowie ein adäquates Emotionsmanagement.
Hat der Ausprägungsgrad der Bulimie ein solches Ausmaß erreicht, dass ein ambulantes oder tagesklinisches Setting nicht mehr ausreicht, um die Symptome und die Krankheitsausprägung zu mildern, ist ein stationärer Aufenthalt indiziert. Als Symptome können zum Beispiel eine bestehende starke Belastung und Einschränkung in der Alltagsbewältigung, eine bestehende oder drohende soziale Isolation, ein erhöhtes Konfliktpotenzial sowie eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die Erkrankung und unter anderem eine drohende weitere Verschlechterung genannt werden.
In den Einzel- und Gruppenpsychotherapiesitzungen der stationären Maßnahme klären wir mit Ihnen in der Schön Klinik Berchtesgadener Land zunächst die individuellen Faktoren zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Bulimie sowie die individuelle Motivation zur Therapie. So gehen unsere Expertinnen und Experten auch bei anderen Essstörungen vor, wie beispielsweise bei der Behandlung der Magersucht. Auf dieser Basis erarbeiten wir mit Ihnen Strategien zur Problemlösung, um Sie gut auf die Zeit nach dem Klinikaufenthalt vorzubereiten. Auch Expositionsübungen spielen hierbei eine wichtige Rolle und liegen in der Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten. Diese Expositionen werden im Vorfeld mit den Bezugstherapeutinnen und -therapeuten sowie dem gesamten multiprofessionellen Behandlungsteam genau besprochen. Als Beispiel seien hier die Esstischbefreiungen genannt, die ab einem bestimmten Stadium in der stationären Therapie vereinbart werden können. Allerdings müssen aus Sicht des Behandlungsteams auch die motivationalen Gründe seitens der Patientin beziehungsweise des Patienten im Vorfeld genau abgeklärt und besprochen werden.
Oberstes Ziel ist stets, die Krankheit nachhaltig zu behandeln, ein psychisch und physisch gesundes Leben ohne Essstörung zu ermöglichen und sowohl die Selbstbestimmung als auch die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Die Therapieeinheiten zur Behandlung der Essstörung orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Bei Essstörungen wie Magersucht oder der Ess-Brech-Sucht kommen folgende Therapien zum Einsatz:
In den einzelnen Therapien wird interdisziplinär an der Erkrankung gearbeitet. Dabei kommen überwiegend kognitiv-verhaltenstherapeutische Elemente zum Einsatz, die mit Verfahren aus der Gestaltungs- und Körpertherapie sowie mit aktiven Entspannungstechniken kombiniert werden. So können sich die von Bulimie Betroffenen auf kognitiver und emotionaler Ebene begegnen und den Weg zur Überwindung ebnen.
Neben den oben genannten Therapiegruppen enthält die akutstationäre Therapie für Patientinnen und Patienten mit Bulimie folgende Inhalte:
Für Essstörungen wie Bulimie und Anorexie gibt es jeweils eigene Behandlungsgruppen. Jedoch haben beide Erkrankungen auch viel gemeinsam und daher finden sich in den meisten Therapiegruppen, wie zum Beispiel der Essstörungsbewältigungsgruppe, Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern. Dies unterstützt die eigene stationäre Therapie.
Die Expertinnen und Experten des Fachzentrums für Psychosomatische Medizin der Schön Klinik Berchtesgadener Land im oberbayerischen Schönau am Königssee begleiten Sie durch alle Therapiephasen. Das Team nimmt sich Zeit für Sie und Ihre Erkrankung.
Für weitere Informationen und/oder eine Anmeldung nutzen Sie bitte unseren Onlineservice der Schön Klinik Beratung. Wir melden uns nach der Anmeldung bei Ihnen telefonisch, um das Behandlungskonzept zu erläutern und eventuelle Fragen direkt zu klären.
Übrigens: In der Schön Klinik Berchtesgadener Land werden auch von Anorexie Betroffene behandelt. Hier erfahren Sie mehr.
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