Dr. Andreas Weidmann
Facharzt für Neurologie
Ein erwachsener Mensch schluckt bis zu 1000-mal pro Tag – während des Essens deutlich häufiger als beispielsweise im Tiefschlaf. Am Schluckvorgang sind Wangen, Lippen, Kiefer, Zunge, Gaumensegel, Rachen, Kehlkopf, Zungenbein und Speiseröhre beteiligt. Über 100 Muskeln gewährleisten den reibungslosen Schluckvorgang. Ist ein Bestandteil gestört, kann der Ablauf des Schluckaktes zusammenbrechen.
In den Schön Kliniken sind wir auf Schluckstörungen (Dysphagien) und die Entwöhnung von Ernährungssonden und Trachealkanülen spezialisiert. Unser erfahrenes ärztliches und therapeutisches Personal bietet Ihnen wirksame Therapien, um Ihre Schluckbeschwerden in den Griff zu bekommen.
Das Ziel der Behandlung ist, dass Ihnen die Nahrungsaufnahme wieder unbeeinträchtigt gelingt. Hierfür wird es bei Ihrer Rehabilitation darum gehen, mithilfe eines geeigneten Therapiekonzeptes Ihre Schluckfunktionen zu verbessern.
In der Frühphase der Dysphagietherapie bekommen Sie in den Schön Kliniken individuell angepasste Kost, die Sie leichter schlucken können wie pürierte Speisen oder angedickte Getränke. Spezielle Trinkbecher und Bestecke können Ihnen die Nahrungsaufnahme zusätzlich erleichtern.
Leiden Sie an schweren Schluckstörungen, ernähren wir Sie über eine Magensonde. Ein Luftröhrenschnitt kann nötig werden, wenn immer wieder Speichel in Ihre Luftröhre gelangt und die Gefahr einer Lungenentzündung besteht. Ein künstlicher Verschluss dichtet dann die Luftröhre zum Rachen hin ab.
Ist damit zu rechnen, dass Ihre Dysphagie länger als vier Wochen bestehen wird, legen wir eine Ernährungssonde nicht mehr über die Nase, sondern durch Ihre Bauchhaut (PEG). Durch die Sonde gelangt Nahrung mit hohem Kaloriengehalt direkt in Ihren Magen. Auch Medikamentengaben und die Versorgung mit Flüssigkeit sind durch die Sonde möglich. Oft verbessert sich die Dysphagie alleine schon durch diesen Wechsel der Ernährungssondenlage.
Um Infektionen vorzubeugen, muss die Austrittsstelle gut gepflegt und desinfiziert werden. Falls bei Entlassung die Versorgung mit einer PEG noch erforderlich sein sollte, können Ihnen ambulante Pflegedienste Hilfestellungen bei Verwendung und Pflege der Sonde geben.
Meist brauchen Patientinnen und Patienten mit Schluckstörungen in erster Linie eine Schlucktherapie. In einigen Fällen können jedoch auch Medikamente helfen.
Dopaminerge Therapie bei Parkinson
Bei einer ursachenorientierten Therapie bildet sich die Dysphagie im Idealfall zusammen mit der Grundkrankheit zurück. Bei der Parkinsonkrankheit zum Beispiel ist dies jedoch nur äußerst eingeschränkt der Fall. Hierbei besteht die medikamentöse Behandlung in der Gabe von L-Dopa und dopaminergen Substanzen. Erfahrungsgemäß spricht die Schluckstörung aber oft schlechter auf diese Therapie an als die übrigen motorischen Defizite.
Sekretionshemmung bei starkem Speichelfluss
Bei ausgeprägtem Speichelfluss werden Medikamente eingesetzt, die die Speichelproduktion und den Sekretfluss reduzieren. Diese Medikamente werden je nach Präparat und benötigter Wirkstärke als Pflaster hinter das Ohr geklebt, als Tabletten verabreicht oder unter die Haut gespritzt.
In selteneren, schweren Fällen kann die Speichelproduktion auch direkt durch Injektion der Speicheldrüsen mit Botulinum-Neurotoxin gehemmt werden.