Dr. Andreas Weidmann
Facharzt für Neurologie
Ein Krampfanfall wird auch als epileptischer Anfall bezeichnet. Die Betroffenen verlieren vorübergehend die Kontrolle über ihren Körper oder/und ihr Bewusstsein. Zum Beispiel kann die Person plötzlich zu Boden sinken, zucken und krampfen. Wenn solche Anfälle mehrfach auftreten, wird von einer Epilepsie gesprochen.
Ein epileptischer Anfall entsteht, wenn sich Nervenzellen im Gehirn unkontrolliert und plötzlich elektrisch entladen. Die Folge ist ein Anfall mit Krämpfen einzelner oder vieler Muskelgruppen. Auch Änderungen von Sinneswahrnehmungen und Bewusstsein sind möglich. Es gibt verschiedene Arten von Anfällen beziehungsweise Epilepsie. Die Ursachen und die Symptome können unterschiedlich sein. Bei der Epilepsie, d. h., wenn Anfälle wiederholt auftreten, erhält die Patientin oder der Patient in der Regel eine medikamentöse Behandlung.
Das zentrale Nervensystem im Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen. Diese erzeugen, empfangen und übertragen elektrische Signale. Das Zusammenspiel der Nervenzellen ist genau aufeinander abgestimmt. Bei Störungen kommt es zu plötzlichen elektrischen Entladungen. Diese Impulse werden im Körper weitergeleitet. Sie können krampfartige Zuckungen von Muskelgruppen auslösen. Vor allem die Arme und die Beine sind betroffen. Die Zuckungen lassen sich willentlich nicht kontrollieren. Manchmal ist auch das Denken oder das Fühlen verändert; oder der Anfall führt zur Bewusstlosigkeit.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Wichtig ist, die betroffene Person während eines Anfalls vor Verletzungen zu schützen. Als Erste Hilfe wird die Patientin oder der Patient in eine stabile Seitenlage gebracht. Mit dieser Maßnahme sollen die Atemwege freigehalten werden. Der Kopf kann bei der Ersten Hilfe mit einem Kissen geschützt werden. Gefährliche Gegenstände in der Nähe der/des Betroffenen sind zu entfernen. Der/die Betroffene darf nicht festgehalten und es darf ihr/ihm nichts in den Mund gesteckt werden.
Dauert der Anfall länger als drei Minuten, sollte die Notärztin oder der Notarzt gerufen werden. Bei einem Anfall mit einer Dauer von mehr als fünf Minuten wird von einem Status epilepticus gesprochen. Bei letzterem droht eine schwere, anhaltende Hirnschädigung.
Ein erster Anfall hinterlässt in der Regel keine Schäden. Meist ist der Anfall kurz, hört von selbst wieder auf und bedarf keiner medikamentösen Therapie. Dies trifft auch für Fieberkrämpfe zu.
Bei weiteren Anfällen (Epilepsie) wird in der Regel eine Behandlung mit Medikamenten eingeleitet. Zum Einsatz kommen sogenannte Antikonvulsiva oder Antiepileptika, die Krampfanfälle im Gehirn unterdrücken sollen.
In seltenen Fällen kann eine Operation als Behandlung infrage kommen. Voraussetzung ist, dass die Anfälle der Patientin oder des Patienten von einem eng umschriebenen Hirnbereich ohne lebenswichtige Funktionen ausgehen.
Leitende Ärztin Medizin für Junge Erwachsene (JERWA)
Fachärztin für Neurologie
Oberärztin der Abteilung für Junge Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen und deren Folgen (JERWA)
Zusatzbezeichnung für Notfallmedizin, Intensivmedizin, spezielle Schmerztherapie und Akupunktur