Dr. Andreas Weidmann
Facharzt für Neurologie
Komplexes regionales Schmerzsyndrom: Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Es gibt keine ursachenbezogene (kausale) Therapie des CRPS, da die Ursache der Erkrankung nicht bekannt ist und somit auch nicht behandelt werden kann. Die Therapie orientiert sich daher an den vorliegenden Beschwerden und ist immer individuell abzustimmen. Trotz zahlreicher Studien gibt es keine generell anerkannte optimale Therapie zur Behandlung des CRPS. Aufgrund der geringen Datenlage basieren die Therapie-Empfehlungen des CRPS unter anderem auf Erfahrungswerten von Experten.
Konservative Therapie
Im ersten Stadium der Erkrankung, der Akutphase, steht die Behandlung von Entzündung und Schmerzen im Vordergrund. Dabei kommen überwiegend Kortison oder Bisphosphonate zum Einsatz, aber auch Steroide, Antikonvulsiva (Gabapentin, Pregabalin), Opioide (Morphin) oder Ketamin. Ergo- und Physiotherapie sind eher passiv und lindernd ausgerichtet und dienen der Vermeidung von Folgeschäden.
Die schmerzpsychotherapeutische Betreuung hat das Ziel, die Patientinnen und Patienten umfassend über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären, sie psychisch in der Gesundheitskrise zu stabilisieren und sie im Rahmen der meist langdauernden Behandlung motivational und empathisch zu unterstützen.
Komplexes regionales Schmerzsyndrom – Schwerpunkte im zweiten und dritten Stadium
Im zweiten (dystrophischen) und dritten (atrophischen) Stadium ist keine akute Entzündung mehr vorhanden. Obligat sind jetzt Ergo- und Physiotherapien mit intensiviert-spezialisiertem Sensibilitäts- und Wahrnehmungstraining (inkl. Spiegeltherapie) mit dem Ziel einer aktiven Reintegration der funktionsgestörten Gliedmaße in das Körperschema und die Bewegungsabläufe sowie die psychosoziale Behandlung und Begleitung (psychologisch-psychotherapeutisch), ggf. unter Einsatz von Psychopharmaka, die als Kombinationstherapie auch zur Linderung des Schmerzsyndroms beitragen (sogenannte Coanalgetika).
Zur Schmerzlinderung ist weiterhin eine kombinierte analgetische Therapie unerlässlich. Falls diese keinen ausreichenden Erfolg bringt, kommen gegebenenfalls neuromodulative Therapien (Spinal Cord Stimulation, Stimulatorverfahren) infrage.
Psychotherapeutische Maßnahmen sind ein weiterer fester Bestandteil der Behandlung. Sie unterstützen die Patientinnen und Patienten mit Verhaltensübungen bei der Bewältigung von Ängsten und der positiven Wahrnehmung ihrer körperlichen Funktionsfähigkeit und Belastbarkeit.
Spiegeltherapie zur Anregung vernachlässigter Hirnregionen
Bei der Spiegeltherapie sitzt die betroffene Person in einer bestimmten Position vor einem speziellen Spiegel. Mit ihrem gesunden Arm oder Bein führt sie bestimmte Tätigkeiten aus, die sie im Spiegel sehen kann. Das Gehirn interpretiert das Gesehene so, als wäre es von der betroffenen Gliedmaße ausgeführt worden. Dies führt zu einer Anregung der vernachlässigten Hirnregion und einer Reintegration der betroffenen Gliedmaße in das zentrale Körperschema des Gehirns.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit – operative Eingriffe
In manchen Fällen ist eine Operation die beste Therapieoption. Gerade bei Patientinnen oder Patienten mit Schmerzen in Ruhe oder wenn Gewebe abzusterben droht, muss schnell gehandelt werden. Der Blutfluss muss unverzüglich wiederhergestellt werden, um eine Amputation zu vermeiden und vielleicht auch das Leben zu retten. Abhängig von der individuellen Situation der Betroffenen kommen unterschiedliche Behandlungsverfahren infrage. Zu den bekanntesten zählen die Ausschälplastik (Thrombektomie), das Gefäßinterponat und der Bypass.
Ausschälplastik (Thrombendarteriektomie/TEA)
Bei diesem Eingriff wird das verengende arteriosklerotische Material mit speziellen Metallgeräten (Spatel, Dissektor, Ringstripper) aus der Arterie entfernt. Man spricht auch von Ausschälplastik.
Eine TEA wird häufig bei Ablagerungen in der Oberschenkelarterie (Femoralis-TEA) oder in der Halsschlagader (Karotis-TEA) durchgeführt.
Gefäßinterponat
In der Gefäßmedizin versteht man unter einem Interponat den Ersatz einer erkrankten Ader durch ein neues Blutgefäß. Das Blut fließt dann ausschließlich durch das Interponat. Dabei wird das erkrankte Blutgefäß komplett vom Blutstrom ausgeschlossen, also nicht mehr durchblutet.
Bypass
Ein Bypass bezeichnet die Umgehung eines krankhaft veränderten Gefäßabschnitts mit einem parallelgeschalteten Umleitungsgefäß. Die Bypassanlage erfolgt mittels körpereigener Gefäße oder künstlichem Gewebe und zählt zu den häufigsten Gefäßoperationen. In der Regel liegt der Bypass direkt neben dem Gefäß, das er überbrücken soll. Die erkrankte Arterie wird dabei im Körper belassen.
Leitende Ärztin Multimodale Schmerztherapie
Fachärztin für Anästhesiologie; spezielle Schmerztherapie; Notfallmedizin; Master of health business administration
Facharzt für Anästhesiologie; Zusatzbezeichnungen: spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin, spezielle Intensivmedizin, Notfallmedizin; Master of health business administration
Leitende Ärztin Medizin für Junge Erwachsene (JERWA)
Fachärztin für Neurologie
Oberärztin der Abteilung für Junge Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen und deren Folgen (JERWA)
Zusatzbezeichnung für Notfallmedizin, Intensivmedizin, spezielle Schmerztherapie und Akupunktur