Prof. Dr. Peter Radke
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Spezielle Internistische und Intensivmedizin
Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut vom Herzen und werden wegen ihres spürbaren Pulses auch Schlagadern genannt. Die größte Arterie ist die Hauptschlagader – oder Aorta – und verläuft durch unseren gesamten Körper. Erkrankungen der Hauptschlagader betreffen immer die Wand der Aorta. Diese kann schon von Geburt an eine Fehlbildung haben oder sich erst im Laufe des Lebens krankhaft verändern. Je nach Ausprägung kann sich die Aortenwand erweitern, verengen oder sogar verschließen. Unsere Spezialisten in den Schön Kliniken verfügen über umfassende Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung aller Erkrankungen der Aorta.
Die häufigsten Erkrankungen der Aorta sind:
Aneurysma (krankhafte Erweiterung und Aussackung)
In der Nähe des Herzens hat die Aorta einen Durchmesser von 2,5 bis 3,5 Zentimeter. Wenn der Aortendurchmesser zunimmt, spricht man von einer Erweiterung (Dilatation). Wenn sich daraus eine Aussackung entwickelt oder die Dilatation einen bestimmten Durchmesser überschreitet, handelt es sich um ein sogenanntes Aneurysma. Ein unbehandeltes Aneurysma kann sich mit der Zeit vergrößern und sich zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung entwickeln: Durch die zunehmende Wandspannung besteht die Gefahr, dass die Aorta einreißt (Dissektion) oder sogar platzt (Ruptur). In diesem Fall muss sofort operiert werden.
Erkrankungen der Aortenwurzel
Auch an der Übergangsstelle von Herz zu Aorta, der sogenannten Aortenwurzel, kann sich ein Aneurysma bilden. Durch die Erweiterung kann sich eine Schlussunfähigkeit der Aortenklappe entwickeln, die eine Herzschwäche (Insuffizienz) bedingen kann.
Akute oder chronische Aortendissektion (Riss in der Gefäßwand)
Einen Riss in der innersten Schicht der Gefäßwand bezeichnet man als Aortendissektion. Man unterscheidet zwischen einer Aortendissektion Typ A im herznahen Anteil der Aorta und einer Aortendissektion Typ B im absteigenden Teil der Aorta. Bei einer akuten Aortendissektion Typ A besteht Lebensgefahr. Sie muss sofort operativ versorgt werden, da sie innerhalb kurzer Zeit zum Tode führen kann.
Akute oder chronische Aortitis (Entzündung der Aorta)
Eine Aortitis ist eine entzündliche Erkrankung der Aorta. Die Entzündung entsteht meist infolge einer bakteriellen oder viralen Infektion. Die Aortitis kann alle Schichten der Aorta befallen und weitere Erkrankungen nach sich ziehen, zum Beispiel eine Erweiterung, ein Aneurysma, einen Riss oder auch einen Verschluss der Aorta.
Bikuspide Aortenklappe
Die bikuspide Aortenklappe zählt zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Herzens. In Deutschland sind etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Die Fehlbildung macht die Betroffenen anfälliger für bestimmte Erkrankungen der Aorta, zum Beispiel Verengungen oder Undichtigkeiten der Aortenklappe. Auch Aneurysmen des herznahen Anteils der Aorta (Aorta ascendens) oder Risse der Aortenwand sind bei Menschen mit einer bikuspiden Aortenklappe vermehrt zu beobachten.
Atherosklerose der Aorta (Ablagerungen in den Gefäßwänden)
Bei einer Atherosklerose der Aorta kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßwänden. Diese Ablagerungen sind in der Regel ein schleichender Prozess und ziehen sich oft unbemerkt über Jahre hin. Eine Atherosklerose der Aorta kann zu einem vollständigen Gefäßverschluss führen.
Aortenisthmus-Stenose
Eine Aortenisthmus-Stenose ist eine angeborene Fehlbildung der Aorta. Der Aortenisthmus ist ein von Natur aus verengter Bereich der Hauptschlagader mit einem Durchmesser von etwa zehn Millimetern. Bei einer Aortenisthmus-Stenose ist diese natürliche Engstelle zusätzlich verengt und weist einen Durchmesser von oft nur ein bis zwei Millimetern auf. Dadurch wird der Blutfluss eingeschränkt. Je nach Lage der Engstelle können unterschiedliche Beschwerden auftreten. Manche Betroffenen zeigen überhaupt keine Symptome, andere entwickeln lebensbedrohliche Zustände.
Weitere Erkrankungen der Aorta
Das penetrierende Aortenulkus (PAU) ist ein Geschwür der Hauptschlagader, bei dem das Blut die defekte Gefäßwand durchbricht (penetriert). Dabei kommt es zu einer Ausstülpung. Beim intramuralen Hämatom (IMH) kommt es zu einer Einblutung in die Gefäßwand der Aorta (oder einer großen Arterie) ohne Nachweis eines Einrisses in der inneren Gefäßwand. Eine traumatische Aortenruptur entsteht meist in Zusammenhang mit einem Sturz oder Verkehrsunfall, bei dem es zu Einrissen oder schweren Verletzungen der Aorta kommt.
Nicht jede Aortenerkrankung muss operiert werden. Die Wahl der Therapie ist von vielen Faktoren abhängig, wie Patientenalter, Gesundheitszustand, Art und Ausprägung des Krankheitsbildes, akute oder chronische Erkrankung sowie möglichen Risiken durch Vor- oder Begleiterkrankungen. Eine Ausnahme bildet die akute Typ-A-Aortendissektion: Sie ist ein Notfall und muss sofort operativ behandelt werden.
Behandlung einer Aortitis
Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Entzündung. Bei einer Infektion ist die Gabe von Antibiotika sinnvoll, in anderen Fällen setzen wir entzündungshemmende oder immununterdrückende Medikamente ein. Erst wenn bereits bleibende Schäden entstanden sind, ist eine Operation oder der Einsatz einer Gefäßstütze (Stentgraft) erforderlich.
Für die operative Therapie der Hauptschlagader, zum Beispiel beim Aorten-Aneurysma, stehen uns zwei Möglichkeiten zur Verfügung: die offene Operation mit direktem Zugang zur Hauptschlagader und die endovaskuläre Therapie mit indirektem Zugang über einen Leistenschnitt. Je nach Größe und Lokalisation des Aneurysmas besprechen unsere Spezialisten in den Schön Kliniken gemeinsam mit Ihnen und in einem interdisziplinären Team die für Sie optimale Therapie.
Die offene Operation ist ein etabliertes Verfahren für Routine- und Notfallsituationen. Der Zugang erfolgt über einen Bauch- oder Flankenschnitt und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei wird das Aneurysma entfernt und ein künstliches Gefäß als Ersatz oder zur Umgehung der Aorta eingesetzt (Rohr- oder Y-Prothese).
Durch ihre starke Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren ist die endovaskuläre Therapie immer häufiger die Therapie der Wahl bei Erkrankungen der Aorta. Ihre Vorteile sind die geringere Blutungsgefahr und die deutlich kürzere Erholungsphase. Je nach Situation kann dieser Eingriff unter örtlicher Betäubung, Teil- oder Vollnarkose erfolgen. Bei der endovaskulären Therapie wird eine Gefäßstütze (Stentprothese) über einen speziellen Katheter in den Leistengefäßen von innen in die Hauptschlagader eingebracht.
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Spezielle Internistische und Intensivmedizin
Facharzt für Radiologie
Schwerpunktbezeichnung Neuroradiologie
Zertifiziert in Interventioneller Radiologie / Neuroradiologie (DeGIR-/DGNR-Spezialist für minimalinvasive Gefäßmedizin (Modul AB), minimalinvasive Therapien (Modul C) und neurovaskuläre Therapie (Modul E-F)