Teilnahme an Forschungsprojekten
Unser Darmkrebszentrum der Schön Klinik Neustadt hat einen international guten Ruf. Wir arbeiten mit Ärztinnen und Ärzten verschiedener Länder zusammen, um uns gegenseitig über die neuesten Operationstechniken und Behandlungsmethoden auszutauschen und neue Möglichkeiten zu diskutieren. Denn immer besser zu werden und die für Sie bestmögliche Therapie zu erreichen, ist unser Anspruch. Dazu zählt auch die Mitarbeit in der Forschung.
Patientinnen und Patienten unseres Darmkrebszentrums haben in der Regel die Möglichkeit, Teil dieser Forschung zu werden, beispielsweise durch Bereitstellung ihrer anonymisierten Therapiedaten. Voraussetzung für die Teilnahme ist immer die explizite Zustimmung. Keiner unserer Patienten wird ungefragt in irgendeine Studie einbezogen.
Mehr über unsere aktuell laufenden Studien finden Sie nachfolgend.
CIRCULATE (AIO-KRK-0217)
In der CIRCULATE-Studie wird untersucht, ob die postoperative ctDNA (siehe unten) als Selektionskriterium für eine adjuvante Therapie verwendet werden kann. Hauptfragestellung der Studie ist, ob durch eine Chemotherapie bei einem relevanten Teil der ctDNA-positiven Patientinnen und Patienten Rezidive verhindert werden können. Ferner soll der Vorhersagewert des Tests in Bezug auf Rezidive bei Patientinnen und Patienten ohne Chemotherapie noch einmal überprüft werden. Mit einer längeren Nachbeobachtung soll ferner der Einfluss auf das Überleben untersucht werden.
Bei Patientinnen und Patienten mit einem Dickdarmtumor im Stadium II (Darmkrebs ohne Lymphknoten- oder Fernmetastasen) führt eine unterstützende ("adjuvante") Chemotherapie nach der operativen Entfernung des Tumors zu einer Überlebensverbesserung, die aber nach fünf Jahren nur zwei bis drei Prozentpunkte gegenüber der alleinigen Operation beträgt. Die adjuvante Chemotherapie ist daher nicht allgemein empfohlen, wenn nicht ein besonders erhöhtes individuelles Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors ("Rezidiv") besteht. Mit neuen, hoch sensitiven Sequenzierungstechniken können im Blutplasma bei zahlreichen Tumoren DNA- Bestandteile ("zirkulierende Tumor-DNA", ctDNA) nachgewiesen werden. Bei circa 10% der Patientinnen und Patienten mit einem Dickdarmtumor Stadium II kann nach der Operation noch ctDNA nachgewiesen werden. Mindestens 75% der ctDNA-positiven Patientinnen und Patienten haben in den ersten Jahren ein Rezidiv; die Prognose der ctDNA-negativen Patientinnen und Patienten ist entsprechend besser und entspricht in etwa derjenigen mit einem frühen Dickdarmtumor (Stadium I).
An der CIRCULATE-Studie können Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs im Stadium II der Krebserkrankung teilnehmen.
Was wird gemacht?
Patientinnen und Patienten im Stadium II werden auf postoperative zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) gescreent. ctDNA-positive Patient:innen werden 2:1 in eine Capecitabin-basierte adjuvante Therapie versus Nachbeobachtung randomisiert, ctDNA-negative Patient:innen 1:4 in Nachbeobachtung innerhalb der Studie beziehungsweise Standard-Nachsorge außerhalb der Studie. Primäres Ziel: Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens bei ctDNA-positiven Patient:innen.
Sunlight CL3-95005-007
Bei der Sunlight-Studie handelt es sich um eine offene, randomisierte Phase-III-Studie zum Vergleich von Trifluridin/Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab mit einer Trifluridin/Tipiracil-Monotherapie bei Patientinnen und Patienten mit refraktärem metastasiertem Dickdarmkrebs.
Um welche Krankheit handelt es sich?
Bei Kolon- oder Rektumkarzinomen handelt es sich um bösartige Tumore im Dick- oder Enddarm, die im Allgemeinen unter dem Begriff „Darmkrebs“ besprochen werden.
Welche Therapie kommt bisher zum Einsatz?
Für Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs kommen zunächst operative Methoden und verschiedene Chemotherapien zum Einsatz. Für Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs, der bereits gestreut hat, gibt es verschiedene Standard-Chemotherapien entsprechend der deutschen und europäischen Leitlinien.
Bei Patientinnen und Patienten, bei denen weder die operative Entfernung des Tumors möglich ist, noch die intensiven Standard-Chemotherapien angeschlagen haben, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Eine Option ist zum Beispiel eine Behandlung mit Trifluridin+Tipiracil, die in der Studie als Vergleichstherapie gewählt wurde. Über weitere Möglichkeiten in Ihrem individuellen Fall wird Sie Ihre behandelnde Ärztin beziehungsweise Ihr behandelnder Arzt im Detail beraten können.
Um welche Substanz geht es in der Studie und welche Wirkungen werden untersucht?
Es geht um die Wirkung von Trifluridin+Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab. Bei Trifluridin+Tipiracil handelt es sich um ein Arzneimittel, das als Chemotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen angewendet wird. Es gehört zur Arzneimittelgruppe der sogenannten „zytostatisch wirkenden Antimetaboliten“. Es enthält zwei unterschiedliche Wirkstoffe:
Trifluridin stoppt das Wachstum der Krebszellen. Tipiracil verhindert, dass Trifluridin vom Körper abgebaut wird, so dass es länger wirken kann. Die Kombination aus beiden Wirkstoffen ist seit 2016 in der Europäischen Union zugelassen und wird zur Behandlung eines Kolon- oder Rektumkarzinoms eingesetzt, das bereits in andere Körperteile gestreut (metastasiert) hat.
Bevacizumab ist ein Antikörper (ein bestimmter Eiweißstoff, der normalerweise vom Immunsystem gebildet wird). Bevacizumab bindet an ein Protein, das als Gefäßwachstumsfaktor (VEGF= Vascular Endothelial Growth Factor) im Inneren der Blut- und Lymphgefäße des Körpers vorkommt. Das Protein VEGF bewirkt das Wachstum der Blutgefäße in einem Tumor, die wiederum den Tumor mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Sobald sich jedoch Bevacizumab an VEGF angelagert hat, wird das Tumorwachstum verhindert, indem das Wachstum der Blutgefäße blockiert wird. Es wird in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten auch zur Behandlung von metastasiertem Dickdarm- oder Enddarmkrebs eingesetzt.
In dieser Studie wird die Kombinationsbehandlungsstrategie (Trifluridin+Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab = „Prüfkombination“) mit einer Standardbehandlung (Monotherapie mit dem Prüfpräparat Trifluridin+Tipiracil allein = „Vergleichstherapie“) verglichen.
Es wird verglichen, wie die beiden unterschiedlichen Therapien wirken; darüber hinaus wird die Sicherheit der beiden Behandlungen bewertet.
Welche Erkenntnisse gibt es bereits zu dem Wirkstoff?
Seit Beginn der klinischen Entwicklung von Trifluridin+Tipiracil wurden mehr als 50.000 Patientinnen und Patienten mit allen erhältlichen Formulierungen von Trifluridin+Tipiracil behandelt (entweder im Rahmen von klinischen Studien oder mit dem auf dem Markt erhältlichen Präparat).
Die Behandlung mit Trifluridin+Tipiracil ist eine der möglichen Folgetherapien nach Versagen von zwei Standardbehandlungen in den ersten Therapielinien. Die Prüfkombination Trifluridin+Tipiracil mit Bevacizumab hat in vorangegangenen Studien bereits eine Wirksamkeit und Sicherheit gezeigt. Die Ergebnisse sollen nun durch diese neue Studie, an der eine größere Patientenzahl teilnehmen wird, bestätigt werden, um sicher zu gehen, dass es kein Zufall war.
Eine weitere große Studie, in der unter anderem auch die Wirkung der Prüfkombination Trifluridin+Tipiracil mit Bevacizumab untersucht wird („Solstice-Studie“), läuft zurzeit parallel. Hierbei werden Patientinnen und Patienten in einem anderen Erkrankungsstadium beziehungsweise Zustand untersucht.
Diese Studie trägt dazu bei, eine Behandlung für Patientinnen und Patienten mit ähnlichen medizinischen Problemen zu erforschen und weiter zu entwickeln.
Es werden etwa 490 Patientinnen und Patienten mit einem Alter ab 18 Jahren, bei denen ein metastasiertes Kolorektalkarzinom festgestellt wurde, in die Studie eingeschlossen. Folgende weitere Kriterien müssen erfüllt sein – diese kann Ihr Arzt mit Ihnen besprechen:
- Eine besondere Art des Darmkrebses liegt vor (histologisch bestätigtes Adenokarzinom des Kolons oder Rektums, Lokalisierung des Primärtumors ist bekannt),
- Der RAS Status ist bekannt (eine spezielle Untersuchung des Tumorgewebes),
- Eine operative Entfernung des Tumors ist nicht möglich,
- Sie haben maximal zwei Chemotherapie-Ansätze mit Standardtherapien erhalten und es kam dennoch zum Fortschreiten der Erkrankung bzw. zu einer Unverträglichkeit während der letzten Behandlung.
- Der Studienarzt wird Sie über sämtliche Erfahrungen mit Trifluridin+Tipiracil und Bevacizumab sowie mögliche Nebenwirkungen und Studienuntersuchungen ausführlich beraten.
Wie ist der Ablauf der Studie (das sogenannte „Studiendesign“)?
Sie werden in eine der beiden beschriebenen Studiengruppen zufällig zugeteilt („randomisiert“, wie zum Beispiel beim Werfen einer Münze). Weder Sie noch Ihre Studienärztin beziehungsweise Ihr Studienarzt können eine Behandlungsgruppe auswählen. Sie werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50/50 der Trifluridin+Tipiracil + Bevacizumab-Gruppe (Prüfkombination) oder der Trifluridin+Tipiracil Therapie-Gruppe (Vergleichstherapie) zugeteilt werden.
Es handelt sich um eine sogenannte „offene Studie“: Sowohl Sie als auch Ihre Studienärztin / Ihr Studienarzt wissen, welche Medikation Sie erhalten.
Falls Sie der Trifluridin+Tipiracil Therapie-Gruppe zugeteilt werden (Vergleichstherapie):
- Sie nehmen fünf Tage lang zweimal täglich Trifluridin+Tipiracil Tabletten in einer Dosierung von 35 mg/m² ein.
- Nach zwei Tagen Pause werden erneut fünf Tage lang zweimal täglich Trifluridin+Tipiracil Tabletten eingenommen.
- Anschließend 14 Tage Pause.
- Dies wird alle 28 Tage wiederholt, was einem Zyklus entspricht.
Falls Sie der Trifluridin+Tipiracil + Bevacizumab Gruppe zugeteilt werden (Prüfkombination):
- Sie nehmen fünf Tage lang zweimal täglich Trifluridin+Tipiracil Tabletten in einer Dosierung von 35 mg/m² ein.
- Nach zwei Tagen Pause werden erneut 5 Tage lang zweimal täglich Trifluridin+Tipiracil Tabletten eingenommen.
- Anschließend 14 Tage Pause.
- An den Tagen eins und 15 eines jeden Zyklus erhalten Sie im Prüfzentrum zusätzlich intravenös (über die Vene) Bevacizumab in der Dosierung 5 mg/kg.
- Dies wird alle 28 Tage wiederholt, was einem Behandlungszyklus entspricht.
Wenn Sie sich für die Teilnahme an der Studie entscheiden, werden Sie gebeten, eine Reihe von geplanten Besuchen etwa alle zwei bis vier Wochen im Prüfzentrum wahrzunehmen.
Was bedeutet die Teilnahme für die Studienteilnehmerin / den Studienteilnehmer?
Die Dauer der Studie mit Medikation hängt von der individuellen Verträglichkeit beziehungsweise Wirksamkeit der Medikation ab. Auch wenn die Medikation beendet wird, werden Sie noch etwa acht Wochen lang ohne Studienmedikation nachbeobachtet.
Während der Studie kommen Sie etwa alle zwei bis vier Wochen zu regelmäßigen Besuchen ins Studien-Prüfzentrum. Die Dauer jedes Besuchs ist abhängig von den Untersuchungen, die durchgeführt werden müssen. Die Besuche entsprechen im Großen und Ganzen Ihren bisherigen normalen Arztbesuchen.
Vor der ersten Verabreichung der Studienmedikation werden verschiedene körperliche Untersuchungen durchgeführt, um den Status der Erkrankung zu ermitteln. Zusätzlich werden Sie gebeten, verschiedene Fragebögen auszufüllen. Folgende weitere Untersuchungen werden unter anderem ebenfalls zu Beginn der Studie gemacht und dann bei verschiedenen Besuchen wiederholt:
- Blutproben für verschiedene Untersuchungen (mit geringer Menge Blut) werden abgenommen.
- Ein EKG (Elektrokardiogramm) wird gemacht.
- Bilder von der Größe und der Lokalisierung Ihrer Tumore werden vor der Teilnahme und in regelmäßigen Abständen gemacht, zum Beispiel mit CT-Aufnahmen (Computer-tomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie).
- Bei Frauen im gebärfähigen Alter werden Schwangerschaftstests gemacht.
Es entstehen Ihnen keine zusätzlichen Kosten durch die Studienteilnahme. Fahrtkosten werden nach Vorlage von Belegen zurückerstattet.
Sie erhalten so lange Studienmedikation, bis unter anderem eines der folgenden Ereignisse eintritt:
- Ihr Krebs schreitet weiter fort, trotz der Therapie.
- Ihre Studienärztin / Ihr Studienarzt beschließt, dass Sie die Studienmedikation nicht länger erhalten sollten, weil eine andere Therapie vorteilhafter für Sie wäre oder aufgrund von Nebenwirkungen.
- Sie entscheiden, dass Sie nicht länger teilnehmen möchten.
Wie geht es für den Teilnehmer nach der Studie weiter?
Nach Beendigung der Studienmedikation wird Ihre behandelnde Ärztin / Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen die verschiedenen für Sie verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten besprechen. Dies können bereits zugelassene Therapien sein oder die Teilnahme an einer anderen klinischen Studie.