Bipolare Störung
Was ist eine bipolare Erkrankung?
Die bipolare Störung (ICD-10 F31.-) ist eine psychische Erkrankung, die den affektiven Störungen zugeordnet wird. Alternativ kann sie als manisch-depressive Erkrankung oder manisch-depressives Krankheitsgeschehen bezeichnet werden. Charakteristisch ist für die bipolare affektive Störung, dass die/der Betroffene zwischen zwei psychischen Extremen schwankt: manischen und depressiven Episoden. Emotionale Hochphasen wechseln sich hier mit starken Tiefpunkten der Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit ab. Allerdings wird inzwischen der Begriff der bipolaren affektiven Störungen im Sinne der Spektrumsstörungen deutlich weiter gefasst, sodass auch affektive Schwankungen geringerer Ausprägung darunter fallen können.
Die Expertinnen und Experten unserer Kliniken sind an mehreren Standorten auf die Behandlung von Manien und Depressionen spezialisiert. Wir sind bei der Diagnosestellung für Sie da und beginnen anschließend mit einer individuell auf Sie abgestimmten Therapie.
Mögliche Verläufe bipolarer Erkrankungen
Meist überwiegen die Phasen, in denen sich die erkrankte Person depressiv fühlt. Eine Episode kann Tage, Monate oder Jahre dauern. Zwischen den verschiedenen Phasen können ebenfalls oft Jahre liegen. Wie häufig manische und depressive Episoden auftreten, ist individuell unterschiedlich. Kommt es innerhalb eines Jahres mindestens viermal zu Krankheitsepisoden, spricht man von Rapid Cycling.
Möglich sind außerdem affektive Mischformen, bei denen Symptome der Manie und der Depression zeitgleich auftreten. Sind die manischen Phasen nur schwach ausgeprägt, spricht man von Hypomanie (Bipolar-II-Störung). Bei starken Manien handelt es sich um eine Bipolar-I-Störung. Wenn psychotische Symptome auftreten, zum Beispiel ein Größenwahn in der Manie oder ein Schuldwahn in der Depression, spricht man von einer bipolaren affektiven Störung mit psychotischen Symptomen.
Häufig tritt die bipolare affektive Störung im Zusammenhang mit anderen psychischen und körperlichen Erkrankungen auf – z. B. Angststörungen, Drogenmissbrauch, Zwangsstörungen oder auch Herzerkrankungen.
Ursachen & Symptome
Manisch-depressive Erkrankung: Ursachen- Blutsverwandte Familienmitglieder sind an einer bipolaren Störung erkrankt.
- Die oder der Betroffene litt in der Kindheit oder Jugend an einer schweren Depression.
- Eine Depression beginnt schnell oder klingt schnell wieder ab.
Was sind Anzeichen einer bipolaren Störung? Folgende Symptome deuten auf eine manisch-depressive Erkrankung hin:
- manische Episoden: Betroffene fühlen sich unruhig, aktiv, sprunghaft und potenziell auch reizbar.
- hypomane Phasen: Betroffene erleben für mehrere Tage eine bessere Stimmung als üblich.
- Manie mit psychotischen Symptomen oder auch wahnhafte Manie: Zu den psychotischen Symptomen gehören z. B. Halluzinationen und Bewegungsauffälligkeiten.
- depressive Episoden: Betroffene zeigen typische depressive Symptome. Sie fühlen sich antriebslos, niedergeschlagen und wertlos.
- gemischte Episoden: Betroffene fühlen sich z. B. niedergeschlagen oder traurig, aber gleichzeitig angetrieben.
Wie verhalten sich Menschen mit einer bipolaren affektiven Störung? Während einer manischen Phase mit stark gehobener Stimmung fällt es Erkrankten zunehmend schwer, die Konsequenzen ihres Verhaltens einzuschätzen. So kann es teilweise zu gefährlichen Situationen kommen. Charakteristische Anzeichen während einer hypomanen oder manischen Episode sind beispielsweise ein Kaufrausch, verstärkte Ablenkbarkeit und Gesprächigkeit, ein verringertes Schlafbedürfnis, Promiskuität oder Größenwahn. Angehörige nehmen Betroffene so möglicherweise als rücksichtslos und sprunghaft wahr.
Während einer depressiven Phase zeigen Betroffene unter anderem weniger Interesse an Freunden und Freizeitaktivitäten. Sie schlafen eventuell länger oder leiden unter Schlafstörungen. Außerdem können sie unruhig auf andere wirken.
Diagnostik
Ab wann handelt es sich um eine bipolare Störung? Diese Frage kann mithilfe geschulter Ärztinnen und Ärzte beantwortet werden. Allerdings gehen wir heute davon aus, dass es fließende Übergänge zwischen Erkrankten und Menschen der Allgemeinbevölkerung gibt. Alle Menschen kennen Stimmungsschwankungen und unterliegen verschiedenen Rhythmen, zum Beispiel tageszeitlichen, zyklusabhängigen und jahresabhängigen Rhythmen.
Wir beginnen mit einer Anamnese und berücksichtigen anschließend körperliche und neurologische Untersuchungsergebnisse sowie Laborbefunde. Zur Diagnosestellung müssen die Symptome von anderen psychischen Erkrankungen abgegrenzt werden. Dazu gehören:
- Depression
- Zyklothymia
- Schizophrenie
- Borderline-Persönlichkeitsstörung
- ADHS
Vermeintlich bipolare Symptome können auch daher kommen, dass die/der Betroffene beispielsweise Antidepressiva oder weitere Medikamente einnimmt. Eine ausführliche individuelle Einschätzung durch Fachpersonal ist hier unabdingbar.