Drogeninduzierte Psychose
Was ist eine substanzinduzierte Psychose?
Bei einer substanz- beziehungsweise drogeninduzierten Psychose handelt es sich um eine Gruppe psychischer Erkrankungen, die in direktem Zusammenhang mit dem Konsum von Drogen stehen. Auslöser können verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente, Alkohol oder Drogen wie Kokain, Cannabinoide, Ecstasy und Amphetamine sein. Weitere mögliche Auslöser sind halluzinogene Substanzen, zu denen etwa LSD und halluzinogene Pilze gehören. Die Symptome sind in der Regel Sinnestäuschungen (Halluzinationen) und/oder Wahn.
Die Fachärztinnen und Fachärzte der Schön Kliniken informieren hier über das Krankheitsbild der drogeninduzierten Psychose. Wir beantworten Fragen nach den typischen Symptomen, klären mögliche Ursachen und sprechen über den Weg zur Diagnose sowie über Behandlungsoptionen. Wenden Sie sich bei offenen Fragen an unsere medizinischen Fachkräfte – wir helfen Ihnen gerne weiter!
Ursachen & Symptome
Weshalb entsteht eine drogeninduzierte Psychose?Die substanzinduzierte Psychose ist eine exogene Psychose und entsteht folglich aufgrund äußerer Einflüsse. Sie lässt sich auf den Konsum verschiedener Drogen und einiger Medikamente zurückführen.
Auslöser einer substanzinduzierten Psychose
Folgende Substanzen können unter anderem eine Drogenpsychose auslösen:
- Cannabis und synthetische Cannabinoide wie „Spice“
- Alkohol
- Amphetamine
- MDMA
- Kokain und Crack
- LSD und halluzinogene Pilze
- Ketamin
Auch einige Medikamente können Auslöser für eine substanzinduzierte Psychose sein:
- Parkinson-Medikamente
- Antibiotika
- Interferone
Wie häufig sind substanzinduzierte Psychosen?
Die Einnahme bestimmter Medikamente oder Drogen verursacht nicht automatisch eine Psychose – nur wenige Menschen sind von einer drogeninduzierten Psychose betroffen. Verschiedene Risikofaktoren sind ebenfalls von Bedeutung, beispielsweise folgende:
- die Menge der eingenommenen Substanz
- regelmäßiger oder einmaliger Konsum
- genetische Prädisposition
- Art der konsumierten Droge
Der ICD-10 unterscheidet zwischen fünf Typen der drogeninduzierten Psychosen, die sich jeweils durch verschiedene symptomatische Schwerpunkte äußern:
- überwiegend wahnhaft: Wahngedanken und Wahnwahrnehmungen kennzeichnen diese Form
- vorwiegend halluzinatorisch: die Patientin / der Patient leidet unter Halluzinationen
- überwiegend affektiv: die Stimmung der Patientin / des Patienten ist betroffen (zum Beispiel depressive Verstimmung)
- schizophreniforme Psychose: Betroffene zeigen Symptome, die denen einer Schizophrenie entsprechen (etwa akustische Halluzinationen)
- polymorphe Form: gemischte Symptome
Die Beschwerden bei einer substanzinduzierten Psychose hängen von unterschiedlichen Faktoren ab:
- der Art der konsumierten Drogen
- dem allgemeinen Gesundheitszustand
- der Form der psychotischen Störung (eine wahnhafte Störung zeigt sich anders als eine überwiegend affektive psychotische Störung)
Wie äußert sich eine Drogenpsychose?
Folgende Symptome können auf eine substanzinduzierte Psychose hinweisen – je nach Prägnanztyp sind verschiedene Symptome zu erwarten:
- Halluzinationen
- Wahn
- Veränderungen im Verhalten
- Störungen im Denken und Erleben (veränderte Wahrnehmung der eigenen Person und der Realität)
- heftige Erregung
- starke Angst
- sozialer Rückzug
- Schlafstörungen
- suizidale Gedanken
Auswirkungen einer substanzinduzierten Psychose
Auch wenn Betroffene ihre Erkrankung nicht immer als solche wahrnehmen, sind sie oft nicht mehr in der Lage, ihr gewohntes Leben weiterzuführen. Teilweise können sie nicht mehr zur Schule oder zur Arbeit gehen. Ihr Verhalten kann durch Aggressivität, Angst oder Reizbarkeit gekennzeichnet sein. Manche Patientinnen und Patienten beginnen, sich selbst zu verletzen. Aufgrund der häufig vorkommenden Suizidgedanken kann eine substanzinduzierte Psychose tödlich enden.
Außerdem ist es möglich, dass durch den Drogenkonsum andere psychische Störungen ausgelöst werden. Hatte die/der Betroffene zuvor bereits eine endogene Psychose, kann diese wieder auftreten oder sogar chronisch werden. Zudem kann eine Schizophrenie ausbrechen, die ohne die Drogen möglicherweise nicht ausgelöst worden wäre.
Diagnostik
Da es keine medizinische Untersuchung gibt, die eine substanzinduzierte Psychose nachweist, erfolgt der Befund in verschiedenen Schritten – vor allem über die Differenzialdiagnose. Die nachfolgend erwähnten Untersuchungen helfen Ärztinnen und Ärzten dabei, die Diagnose zu stellen.
Anamnese, Beobachtung & Drogentest
Um die passende Behandlung einleiten zu können, müssen Ärztinnen und Ärzte wissen, welche Substanz die Betroffenen konsumiert haben. Deshalb sind ein Drogentest sowie ein Anamnesegespräch die Grundlage der Diagnostik. Die betroffene Person berichtet von Symptomen, Vorerkrankungen sowie eingenommenen Medikamenten und/oder Drogen. Oftmals beobachtet das medizinische Fachpersonal die psychotischen Symptome über einen festgelegten Zeitraum, um zu sehen, ob und wann diese nachlassen. Halten die Symptome auch nach Beendigung des Konsums an und treten typische Symptome einer Schizophrenie auf, ist differenzialdiagnostisch an eine Schizophrenie zu denken.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch müssen Ärztinnen und Ärzte verschiedene Untersuchungen vornehmen, um andere Erkrankungen als Ursache für die psychotischen Zustände auszuschließen.
- Psychotische Erkrankungen: Gerade in der Anfangsphase psychotischer Erkrankungen (wie der paranoiden Schizophrenie) konsumieren Betroffene häufig Substanzen wie Cannabis, um die Symptome zu lindern. In vielen Fällen löst dieses Verhalten allerdings die Psychose vollständig aus, was zunächst zum Befund der drogeninduzierten Psychose führen kann. Deshalb ist es sinnvoll, die Diagnose erst im Verlauf zu stellen, um inkorrekte Diagnosen zu vermeiden und die richtige Behandlungsstrategie zu finden.
- Korsakow-Syndrom: Diese Erkrankung des Gehirns kann zu ähnlichen Symptomen wie bei einer drogeninduzierten Psychose führen. Ursache ist häufig eine jahrelange Alkoholabhängigkeit.
- Entzündungen des zentralen Nervensystems, Hirntumoren und andere hirnorganische Veränderungen
Mithilfe einer zerebralen Bildgebung durch Computertomografie oder Magnetresonanztomografie (MRT) können andere hirnorganische Erkrankungen als Ursache ausgeschlossen werden.