Normale Geburt (Spontangeburt)
Wir helfen Ihrem Kind sicher auf die Welt
Eine normale Geburt (Spontangeburt) beginnt meist innerhalb von zwei Wochen vor oder nach dem errechneten Geburtstermin, also zwischen der 38. und der 42. Schwangerschaftswoche. Die Wehen setzen meist selbstständig (spontan) ein, sodass keine Unterstützung – beispielsweise durch eine Geburtseinleitung – nötig ist. Der Geburtsverlauf kann individuell unterschiedlich lange dauern, in der Regel zwischen vier und 18 Stunden.
Unsere Spezialistinnen und Spezialisten in den Schön Kliniken begleiten und überwachen die normale Geburt Ihres Kindes für einen bestmöglichen Start in Ihr gemeinsames Leben.
Ursachen & Symptome
Auslöser einer normalen GeburtWelcher Reiz die Geburt auslöst, ist bislang nicht definitiv geklärt. Eine wichtige Rolle spielen lokale Botenstoffe (Prostaglandine) und das im Gehirn produzierte Hormon Oxytocin (Bindungshormon), welches die Gebärmutter (Uterus) dazu anregt, sich zusammenzuziehen (Kontraktion) und damit Wehen auslöst.
Hierdurch verkürzt sich zunächst der Gebärmutterhals (Cervix uteri) und im weiteren Verlauf eröffnet sich der Muttermund.
Verschiedene Anzeichen weisen auf die nahende Geburt hin: Meist ist Ihr Schlaf unruhiger, und Sie spüren einen vermehrten Druck auf Blase und Darm. Schließlich setzen die Wehen in regelmäßigen Abständen ein. Wenn der Gebärmutterhalskanal komplett verkürzt („verstrichen“) ist, beginnt der Muttermund sich zu weiten, bis er schließlich eine Weite von zehn Zentimetern erreicht hat. Während dieser gesamten Zeit kann es jederzeit zum Reißen der Fruchtblase (Blasensprung) kommen. Ist dies der Fall oder treten die Wehen in Intervallen von fünf bis zehn Minuten auf, ist der Moment gekommen, in die Klinik zu fahren. In vielen Fällen löst sich kurz vor Geburtsbeginn ein Schleimpfropf aus dem Gebärmutterhals („Zeichnen“). Die Geburt selbst wird in drei Phasen unterteilt: Eröffnungs-, Austreibungs- und Nachgeburtsperiode.
- Stadium: Eröffnungsperiode
In regelmäßigen Abständen von drei bis sechs Minuten setzen Wehen ein, der untere Teil der Gebärmutter zieht sich immer weiter zurück (Retraktion) und der Muttermund öffnet sich. Der kindliche Kopf nimmt immer engeren Bezug zum Muttermund auf und tritt tiefer. Die Phase endet mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes auf zehn Zentimeter. Bei einer ersten Geburt dauert sie meist zwischen sieben und zwölf Stunden, bei weiteren Geburten ist sie häufig wesentlich kürzer. Wie schmerzhaft die Eröffnungswehen empfunden werden, ist individuell unterschiedlich. - Stadium: Austreibungsperiode
Die Austreibungsperiode beginnt mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes und wird in „frühe Phase“ und „Pressphase“ unterteilt. In den zwei Stunden der frühen Phase platzt häufig die Fruchtblase (Blasensprung) und das Kind rutscht in den Geburtskanal, während sich die Kontraktionen der Gebärmutter verstärken. Die Pressphase dauert in der Regel zwischen 20 und 40 Minuten. Der Druck des Kindskopfes auf Ihren Beckenboden löst den automatischen Reflex zum Pressen aus, womit Sie Ihr Kind auf seinem Weg unterstützen. Die Geschwindigkeit, mit der der Kopf des Kindes den Damm durchtritt, regulieren wir mittels Druck auf Ihre Dammmuskulatur, um einen Dammriss zu verhindern. In seltenen Fällen kann ein Dammschnitt erforderlich sein, um die Geburt zu beschleunigen, beispielsweise wenn das Ungeborene gefährdet ist. Sollte der Schnitt notwendig sein, setzen wir ihn während einer starken Wehe, um zusätzliche Schmerzen für Sie so gering wie möglich zu halten. Meist wird eine örtliche Betäubung eingesetzt. Mit der folgenden Wehe beginnt die eigentliche Geburt Ihres Kindes, die nach dem Austritt des Köpfchens meist problemlos und schnell verläuft.
Soweit keine Besonderheiten vorliegen, legen wir Ihnen Ihr Kind direkt auf den Bauch, um die Bindung zu fördern. Gleichzeitig wird dadurch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin angeregt, wodurch sich die Nachgeburtsperiode verkürzt und der Blutverlust sich verringert. - Stadium: Nachgeburtsperiode
Die Nachwehen in der Nachgeburtsperiode sind in der Regel leicht und nicht so schmerzhaft. Sie dienen dazu, die Plazenta (auch „Mutterkuchen“ oder „Nachgeburt“) von der Gebärmutterwand abzulösen und auszustoßen. Mit der Nachgeburt, die wir auf Vollständigkeit überprüfen und sicherstellen, dass kein Mutterkuchenrest in der Gebärmutter verblieben ist, ist die Geburt abgeschlossen.
Während Ihr Kind auf Ihnen ruht, untersuchen wir es sorgfältig, überprüfen seine Atmung, Herztätigkeit und Reflexe und halten die APGAR-Werte (siehe unten) fest (U1-Untersuchung). Aus der Nabelschnur entnehmen wir einen kleinen Blutstropfen, der uns weitere Informationen über den Zustand Ihres Babys liefert. Die Nabelschnur klemmen wir meist einige Zeit später, nach dem Auspulsieren, ab – durchtrennen darf sie auf Wunsch gerne auch Ihr anwesender Partner.
Normale Geburt: Wann in den Kreißsaal?
Nicht immer sind die Anzeichen einer nahenden Geburt eindeutig. In unserem Kreißsaal stehen wir Ihnen neben dem Geburtsplanungsgespräch etwa vier Wochen vor dem Entbindungstermin jederzeit für eine Abklärung zur Seite, insbesondere
- bei Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck- oder Nierenerkrankungen,
- bei Beckenendlage,
- bei Mehrlingsschwangerschaft,
- bei Mutterkuchenschwäche mit mangelndem Wachstum des Kindes,
- bei Blutgerinnungsstörungen,
- im Zustand nach operativer Geburt bei vorausgegangenen Schwangerschaften,
- im Zustand nach erhöhtem Blutverlust bei vorausgegangenen Geburten
und natürlich jederzeit ungeplant im Fall von
- Blasensprung (auch vermutet und ohne Wehen),
- Blutungen,
- Einweisung durch Ihren Frauenarzt,
- Unwohlsein mit Augenflimmern, Kopf- oder Oberbauchschmerzen,
- länger ausbleibenden Kindsbewegungen oder
- regelmäßigen Wehen alle fünf bis zehn Minuten.
Diagnostik
Bei der Aufnahme in unserem Kreißsaal können wir anhand routinemäßiger Untersuchungen feststellen, ob die Geburt Ihres Kindes unmittelbar bevorsteht beziehungsweise eingeleitet werden muss oder ob noch Zeit ist und Sie zunächst wieder nach Hause gehen können. Wir können Ihren Blutdruck, die Herz- und Atemfrequenz, Temperatur, Ihr Gewicht sowie mögliche Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe (Ödeme) überprüfen. Eine Urinprobe ermöglicht uns die Protein- und Glukosebestimmung. Anhand einer Blutprobe können wir Hinweise auf eine mögliche schwangerschaftsbedingte Erkrankung (Gestose) erhalten. Bei aktiven Wehen besteht die anschließende körperliche Untersuchung darin, Ihren Gebärmutterhals abzutasten, um den Geburtsfortschritt zu beurteilen. Ist die Fruchtblase gesprungen und noch keine Wehenaktivität eingetreten, können wir die Öffnung und Verkürzung des Gebärmutterhalses durch Tasten untersuchen. Dabei achten wir auch auf eine Verfärbung des Fruchtwassers, was ein Zeichen für eine Belastungssituation Ihres ungeborenen Kindes sein kann. Mithilfe von Ultraschall können wir über Ihren Bauch Größe, Lage und Versorgung Ihres Kindes beurteilen. Die Herztöne Ihres Kindes und Ihre Wehentätigkeit können wir mittels Wehenschreiber (CTG = Kardiotokographie) aufzeichnen. Bildgebende Verfahren liefern uns bei Bedarf weitere Informationen.
Bei Blutungen, insbesondere wenn diese stark sind, muss zunächst eine Placenta praevia ausgeschlossen werden. In diesem Fall untersuchen wir Ihren Mutterkuchen (Plazenta) mittels Ultraschall näher, da eine vaginale Tastuntersuchung die Blutungen verstärken und zu einer bedrohlichen Situation für Ihr Kind führen könnte.
Der APGAR-Wert setzt sich aus der medizinischen Bewertung von Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen und Reflexen des Neugeborenen zusammen. Jeder Faktor wird mit null, einem oder zwei Punkten bewertet. Die Summe der Werte spiegelt die Verfassung des Neugeborenen wider und liegt in der Regel bei sieben bis zehn Punkten. Das Ergebnis dieser Erstuntersuchung des Neugeborenen (U1) wird im Gelben Heft festgehalten.