Risikoschwangerschaft und -geburt
Besonders engmaschige Betreuung für Sie und Ihr ungeborenes Kind
Viele Schwangerschaften gelten aufgrund verschiedener Faktoren – wie eines sehr jungen beziehungsweise höheren Alters der werdenden Mutter oder einer chronischen Erkrankung – als Risikoschwangerschaft. Statistisch gesehen besteht in diesem Szenario ein größeres Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft als im Normalfall. In bestimmten Fällen kann dies auch eine Risikogeburt bedingen. Um dieser Problematik bestmöglich vorzubeugen, ist eine engmaschige Betreuung wichtig. Zudem erfolgt die Kontrolle des Schwangerschaftsverlaufs regelmäßiger als üblich.
Unsere Spezialisten des Perinatalzentrums Level II in den Schön Kliniken begleiten und kontrollieren den Verlauf Ihrer Risikoschwangerschaft, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und diesen gegenzusteuern. Bei einer Risikogeburt ab der 29. Schwangerschaftswoche beziehungsweise 1250 Gramm stellt unser Expertenteam in Zusammenarbeit mit der angrenzenden Kinderklinik die bestmögliche Versorgung für Sie und Ihr Kind sicher.
Ursachen & Symptome
Ursachen einer Risikoschwangerschaft und -geburtEine Risikogeburt kann zum Beispiel bevorstehen, wenn Befunde wie
- Frühgeburt,
- Placenta praevia (Risiko einer Blutung oder vorzeitigen Plazentaablösung),
- Missverhältnis zwischen Kindsgröße oder -lage und Geburtswegen vorliegen.
- dem Lebensalter der Mutter (erstes Kind mit unter 18 Jahren oder über 35 Jahren beziehungsweise erneute Schwangerschaft nach dem 40. Lebensjahr),
- aktuellen und zurückliegenden Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus),
- vergangenen chirurgischen Eingriffen (u. a. Sterilitätsbehandlung oder Eingriffe an der Gebärmutter, wie durch Kaiserschnitt oder Entfernung eines Myoms),
- Komplikationen bei früheren Schwangerschaften und Geburten, wie einer vorzeitigen Plazentaablösung (Abruptio placentae) oder mehrfachen Fehl- beziehungsweise Frühgeburten.
- Zu den schwangerschaftsverbindenden Risiken zählen
- Schwangerschaftshochdruck (Gestationshypertonie, Präeklampsie, Eklampsie, HELLP-Syndrom),
- Blutgruppeninkompatibilität zwischen Mutter und Kind, bei der das mütterliche Immunsystem Antikörper ausbilden und dadurch das Kind schädigen kann.
- Gynäkologische Risikofaktoren sind
- Mehrlingsschwangerschaft und anormale Lage des Kindes (zum Beispiel Querlage),
- Blutungen aus der Gebärmutter (uterine Blutungen),
- frühzeitige Wehen oder Muttermundschwäche (Zervixinsuffizienz),
- Überschreitung des Geburtstermins oder unklarer Geburtstermin.
Gestationshypertonie: Es handelt sich um einen deutlich erhöhten arteriellen Bluthochdruck (Hypertonie) von über 140/90 mmHg, der sich nach der 20. Schwangerschaftswoche entwickelt.
Präeklampsie: Der wesentlich gesteigerte Blutdruck geht mit Anzeichen von Organschädigungen einher, wie einer vermehrten Eiweißausscheidung über den Urin oder einer eingeschränkten Nierenfunktion.
HELLP-Syndrom: HELLP bedeutet Blutzerfall (H = Hämolyse), erhöhte Leberwerte (EL = engl. elevated liver function tests) und niedrige Zahl von Blutplättchen (LP = engl. low platelet counts). Es besteht ein großes Risiko für eine Hirnblutung, ein Nierenversagen oder einen Leberriss. Eine seltene vorzeitige Ablösung der Plazenta kann für das ungeborene Kind lebensgefährlich werden. In wenigen Fällen muss die Geburt künstlich eingeleitet oder per Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Eklampsie: Neben einem deutlich erhöhten Blutdruck liegen neurologische Störungen vor. Mögliche Komplikationen, wie Krampfanfälle, Thrombosen, Netzhautschäden sowie Hirnblutungen, sind für Mutter und Kind lebensbedrohlich.
Diagnostik
Standardultraschalluntersuchung (Standardsonografie)
Eine Standardultraschalluntersuchung nehmen wir vor, um bestimmte Situationen abzuklären, etwa
- wiederholte Blutungen der Gebärmutter,
- gestörte Frühschwangerschaft,
- Frühschwangerschaft mit liegender Spirale (Intrauterinpessar),
- Gebärmuttervergrößerung durch Myome (Uterus myomatosus) und Zysten oder solide Geschwulste der Eileiter beziehungsweise Eierstöcke (Adnextumor),
- Verdacht auf Muttermundschwäche (Muttermundmessung),
- vorzeitigen Blasensprung und/oder vorzeitige Wehentätigkeit,
- fetale Anomalie oder Erkrankung im Verlauf (Verlaufskontrolle),
- Verdacht auf vorzeitige Plazentaablösung,
- gestörten Geburtsverlauf (Kontrolle).
Mithilfe eines hochauflösenden Ultraschallgeräts (Feindiagnostiksonografie) können wir Organe noch genauer untersuchen, beispielsweise um
- das fetale Wachstum bei Verdacht auf Entwicklungsstörungen des Kindes zu kontrollieren,
- eine Mehrlingsschwangerschaft zu überwachen,
- bei nachgewiesener Placenta praevia die Lage des Mutterkuchens (Plazentasitz) vor dem inneren Muttermund zu überprüfen,
- erstmalige Blutungen innerhalb der Gebärmutter zu kontrollieren,
- dem Verdacht auf Lageanomalien ab der 36. Schwangerschaftswoche nachzugehen.
Doppler-Ultraschalluntersuchung (Doppler-Sonografie)
Blutgefäße und Blutfluss können wir mittels eines speziellen Ultraschallgeräts analysieren, um näheren Aufschluss zu erhalten, wenn
- der Verdacht auf fetale Wachstumsstörungen, Erkrankungen oder Fehlbildungen besteht,
- hypertensive Schwangerschaftserkrankungen vorliegen,
- der Zustand nach Fruchttod oder nach Präeklampsie / Eklampsie kontrolliert werden muss,
- Auffälligkeiten der fetalen Herzfrequenz festgestellt wurden,
- Mehrlinge unterschiedlich stark wachsen,
- der Verdacht auf Herzerkrankungen oder Herzfehler vorliegt.
Risikoschwangerschaft: Vorsorgeuntersuchungen
Bei einer Risikoschwangerschaft wird der zeitliche Abstand zwischen den Vorsorgeuntersuchungen in der Regel individuell verkürzt, um den Verlauf und die Entwicklung engmaschiger zu kontrollieren als normalerweise. Bis zur 32. Schwangerschaftswoche untersuchen wir Sie in Abständen von weniger als vier Wochen, in den letzten acht Schwangerschaftswochen häufiger als im üblichen zweiwöchigen Rhythmus. In besonders kritischen Fällen nehmen wir Sie frühzeitig stationär bei uns auf, um Sie und Ihr ungeborenes Kind bestmöglich zu versorgen.
Risikoschwangerschaft: Zusatzuntersuchungen
Neben den regulären Leistungen der Schwangerschaftsvorsorge können bei einer Risikoschwangerschaft weitere Untersuchungen notwendig sein. Dabei wird zwischen eingreifenden (invasiven) und nicht eingreifenden (nicht invasiven) Methoden unterschieden. Welche Untersuchungen für Sie sinnvoll sein können, besprechen unsere Spezialisten individuell mit Ihnen, und sie beantworten Ihnen gerne alle Fragen dazu.
Nicht invasive Untersuchungsmethoden:
- Nicht invasiver Pränataltest (NIPT): Über eine Blutprobe der Mutter kann ab der zehnten Schwangerschaftswoche das kindliche Erbgut auf mögliche Trisomien (13, 18, 21) untersucht werden. Ziel des Tests ist es, invasive Eingriffe, wie Plazentapunktion oder Fruchtwasseruntersuchung, zu vermeiden. Ein auffälliger Befund kann jedoch nur durch einen invasiven Eingriff entkräftet oder bestätigt werden.
- Herzton-Wehen-Schreiber (Kardiotokografie): Diese Untersuchung ermöglicht die gleichzeitige Aufzeichnung von kindlichen Herztönen und Wehentätigkeit, um frühkindliche Komplikationen zu erkennen. Sie kann bei Verdacht auf vorzeitige Wehentätigkeit beziehungsweise bei medikamentöser Wehenhemmung vor der 28. Schwangerschaftswoche sowie danach durchgeführt werden, wenn eine Herztonveränderung festgestellt wurde.
Invasive Untersuchungsmethoden:
- Plazentapunktion (Chorionzottenbiopsie): Dabei wird Zellgewebe aus dem Mutterkuchen (Plazenta) entnommen. Die Untersuchung bestimmt zwischen der zehnten und der zwölften Schwangerschaftswoche die Wahrscheinlichkeit für genetische Unregelmäßigkeiten, wie Trisomie 21 und bestimmte Stoffwechselerkrankungen.
- Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese): Hierbei wird Fruchtwasser aus der Fruchtblase entnommen, um, wie bei der Plazentapunktion, Hinweise auf Chromosomenabweichungen oder andere Erbkrankheiten zu erhalten. Die Fruchtwasseruntersuchung wird in der Regel nach der 15. Schwangerschaftswoche angewandt, häufig auch nach unklarem Befund einer Plazentapunktion.
- Nabelschnurpunktion (Cordozentese): Das kindliche Blut wird analysiert, um Blutarmut oder Infektionen beim Baby festzustellen. Die Untersuchung wird auch nach unklaren Chromosomenbefunden einer Fruchtwasseruntersuchung angewandt.