Mesotheliom (Brustfellkrebs)
Das Mesotheliom ist ein seltener (ca. 10–15/100 000/Jahr) bösartiger (= maligner) Tumor, der an allen serösen Häuten des Körpers, meist aber im Bereich des Brustfells (= Pleura) auftritt. Der Tumor wird dann als Pleuramesotheliom bezeichnet. Er findet sich am häufigsten bei Männern im höheren Lebensalter. Der Begriff „Mesotheliom“ leitet sich von „Mesothel“ ab. Darunter versteht man ein dünnes, zweischichtiges Gewebe, das die Körperhöhlen auskleidet und gleichzeitig innere Organe überzieht. So umfasst das Brustfell das Rippenfell, das den Brustkorb auskleidet, und das Lungenfell, das die Lunge überzieht. Zwischen den zwei Schichten dieser „Blätter“ befindet sich ein schmaler, mit Flüssigkeit gefüllter Spalt, der Pleuraspalt oder Brustfellspalt genannt wird. Beim Mesotheliom können aber auch das Bauchfell (= Vorliegen eines peritonealen Mesothelioms) beziehungsweise – in sehr seltenen Fällen – der Herzbeutel oder die Hodenhüllen betroffen sein.
Ursachen & Symptome
Risikofaktoren für das MesotheliomDie Ursache für diese seltene Krankheit ist in vielen Fällen das Einatmen von Asbest-Partikeln. Diese werden als Fasern im Mesothelgewebe eingelagert und verbleiben dort. Sie können vom Körper weder abgebaut noch abtransportiert werden. Die Asbest-Fasern, die einen Fremdkörper für den Körper darstellen, verursachen einen dauerhaften Entzündungsreiz im Gewebe. Durch die anhaltende Entzündungsaktivität kann das Mesothel im Laufe der Zeit entarten und es entsteht ein Mesotheliom.
Manchmal wird das Mesotheliom fälschlich vereinfachend auch als Asbestose bezeichnet. Allerdings beschreibt der Begriff „Asbestose“ allgemein Vernarbungen der Lunge, die durch die Aufnahme von Asbest-Partikeln und die dadurch bedingte jahrelange Entzündungsaktivität entstanden sind. Aus dieser Asbestose entwickelt sich unter Umständen ein Pleuramesotheliom, das maligne ist.
In der Regel liegen viele Jahre bis mehrere Jahrzehnte zwischen der Asbestexposition und dem Ausbrechen der Erkrankung. Wenn die Patientin oder der Patient eine Asbestose entwickelt und beruflich einem Asbestkontakt ausgesetzt war, ist dies als Verdacht auf eine Berufskrankheit anzuzeigen. Der mikroskopische (histologische) Nachweis eines Mesothelioms wird automatisch als Berufskrankheit anerkannt.
In einigen Fällen kann das Mesotheliom durch einen Aufenthalt in Gegenden mit natürlichem Asbestvorkommen ausgelöst worden sein. Auch andere faserartige Mineralien, die über die Atemwege in die Lunge gelangen, stehen als mögliche Ursache für die Krebserkrankung unter Verdacht. Ein Beispiel ist das Mineral Erionit. Außerdem wird eine erbliche Veranlagung für den Tumor diskutiert. Als weitere Risikofaktoren gelten ionisierende Strahlung sowie seltenere Viruserkrankungen (Simian-Virus 40, SV40).
Ein malignes Mesotheliom verursacht in der Regel erst sehr spät klinische Symptome, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist und sich im Körper ausgebreitet hat. Dies hat Einfluss auf die Prognose der Erkrankung. Die ersten Symptome bei der Patientin oder dem Patienten sind meist unspezifisch. Dazu gehören beim malignen Pleuramesotheliom zum Beispiel Kurzatmigkeit beziehungsweise Luftnot, anhaltender Hustenreiz und Schmerzen im Bereich der Brustwand. Diese Symptome zeigen sich oft erst dann, wenn sich die Krebserkrankung auf benachbarte Organe wie Lunge oder Zwerchfell ausgebreitet hat. Häufig weist die Patientin oder der Patient einen (meist einseitigen) Pleuraerguss mit übermäßiger Flüssigkeitsansammlung im Brustfellspalt auf. Dies kann die Beschwerden weiter verstärken.
Klinische Symptome, welche die Patientin oder der Patient beim Mesotheliom des Bauchfells (= peritoneales Mesotheliom) verspürt, sind möglicherweise Bauchschmerzen und Obstipation. Oftmals findet sich eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle.
Ganz allgemeine Symptome, die auf eine fortgeschrittene Krebserkrankung hinweisen können, sind Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Appetitlosigkeit, Nachtschweiß und unerklärlicher Gewichtsverlust.
Diagnostik
Da klinische Symptome spät auftreten und unspezifisch sind, wird das seltene Mesotheliom meist erst dann entdeckt, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Dies wirkt sich auf die Prognose aus. Manchmal ist die Diagnose auch ein Zufallsbefund bei der noch beschwerdefreien Patientin oder dem noch beschwerdefreien Patienten. In diesem Fall ist die Prognose günstiger.
Nach einer ausführlichen Befragung und körperlichen Untersuchung erfolgen für die weitere Diagnostik verschiedene Untersuchungen. Neben einer Röntgen-Thorax-Untersuchung sowie einer Ultraschalluntersuchung des Brustkorbes gehören in der Regel weitere bildgebende Verfahren dazu, zum Beispiel eine Computertomografie (CT). Meist wird eine Punktion der Pleura durchgeführt, um Flüssigkeit aus dem Pleuraspalt zu gewinnen und auf Krebszellen oder andere diagnostische Hinweise zu untersuchen. Außerdem muss eine Gewebeprobe (= Biopsie) entnommen werden, um die Diagnose abzusichern.
Beim Pleuramesotheliom erfolgt die Sicherung der Diagnose Biopsie meist thoraxchirurgisch im Rahmen einer Thorakoskopie (= Brustkorbspiegelung). Bei dieser minimalinvasiven Untersuchungstechnik wird ein Endoskop mit Kamera und kleinen Zangen in die Brusthöhle eingeführt. Damit lassen sich Gewebeproben aus dem Brustfell entnehmen und histologisch, d. h. feingeweblich, untersuchen. Bei übermäßiger Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt kann während der Thorakoskopie auch eine „Verklebung“ des Pleuraspalts (= Pleurodese) vorgenommen werden. So lässt sich ein weiteres Nachlaufen von Flüssigkeit verhindern.
Wenn sich die Diagnose eines Mesothelioms anhand der Gewebeprobe bestätigt, wird im nächsten Schritt die Ausbreitung des Tumors im Körper festgestellt. Dabei kommen, individuell festgelegt, unter anderem die Positronen-Emissions-Tomografie (PET-CT) mit Kontrastmittelgabe, Ultraschalluntersuchungen, eine Knochenszintigrafie oder/und eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz.
Bei Patientinnen und Patienten, die während ihres beruflichen Werdegangs einer Exposition mit Asbest ausgesetzt waren, wird unverzüglich der Verdacht auf eine Berufskrankheit bei der zuständigen Berufsgenossenschaft gemeldet.