Dysgnathie
Sollten Sie bei sich oder einem Familienmitglied eine Dysgnathie vermuten, sind Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt sowie kieferorthopädische Fachkräfte eine erste Anlaufstelle.
In diesem Text erfahren Sie, welche Formen von Dysgnathie es gibt, welche Ursachen und Symptome vorliegen können und wie eine Dysgnathie-Behandlung aussehen kann.
Erscheinungsformen von Dysgnathien
Da an einer Dysgnathie mehrere Gesichtspartien beteiligt sind, können auch verschiedene Arten der Fehlstellung auftreten. Je nachdem, wie der Kiefer verschoben ist, verändern sich das Erscheinungsbild der Dysgnathie sowie die auftretenden Beschwerden. Dabei unterscheidet man zwischen den zahnstellungsbedingten und den kieferstellungsbedingten Fehlstellungen.
Dentale Dysgnathie: Zu den zahnstellungsbedingten Fehlstellungen zählen beispielsweise:
- Überzählige Zähne: Wenn das Gebiss eines erwachsenen Menschen mehr als 32 Zähne aufweist.
- Verlagerte Zähne: Wenn die Wachstumsrichtung der Zähne falsch angelegt ist und diese in den Kieferknochen wachsen.
- Vor- oder zurückgekippte Zähne: Wenn Zähne zu weit nach außen oder innen stehen.
- Maxilläre Prognathie: Der Oberkiefer ist vorverlagert und überragt deshalb den Unterkiefer.
- Maxilläre Retrognathie: Der Oberkiefer ist verkürzt oder unterentwickelt, sodass der normal entwickelte Unterkiefer vorsteht.
- Mandibuläre Prognathie: Der Unterkiefer ist verlängert und überragt deshalb den Oberkiefer.
- Mandibuläre Retrognathie: Der Unterkiefer ist verkürzt, sodass ihn der normal entwickelte Oberkiefer überragt.
Dysgnathie-Behandlung
Dysgnathie therapieren – die kieferorthopädisch-kieferchirurgische BehandlungKonservative Behandlung
Kinder und Jugendliche, die sich noch in der Wachstumsphase befinden, aber auch Erwachsene, die eine Dysgnathie erst mit dem Alter erworben haben, wenden sich im ersten Schritt an eine Kieferorthopädin oder einen Kieferorthopäden. Hier finden sowohl die Diagnose als auch der erste präoperative Behandlungsschritt statt. Mithilfe einer losen oder festen Zahnspange werden Zahnfehlstellungen korrigiert und so das Gebiss auf den operativen Eingriff vorbereitet. Wird eine Dysgnathie im Kinder- oder Jugendalter erkannt, reicht die kieferorthopädische Behandlung oft aus, um die Fehlstellung zu beheben. Ist die Dysgnathie schwerwiegend, folgt im nächsten Schritt gegebenenfalls eine Dysgnathie-Operation.
Operative Behandlung
Nachdem die Zahnfehlstellung mit der kieferorthopädischen Behandlung behoben wurde, erfolgt bei Bedarf die chirurgische Korrektur der Kieferfehlstellung. Im Rahmen der Diagnostik werden meist Modelle des Kiefers aus Gips angefertigt; diese nutzt die Fachkraft aus der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, um die Operation zu planen. Ziel ist es, den Kiefer in die richtige Position zu verschieben, sodass Ober- und Unterkiefer aufeinander liegen und gerades Zubeißen möglich ist.
Die Dysgnathie-OP selbst erfolgt in Vollnarkose und wird von einer Mund-Kiefer-Gesichtschirurgin oder einem Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen durchgeführt. Der Zugang zum Kiefer erfolgt von innen durch den Mund, sodass keine sichtbaren Narben zurückbleiben. Nach der Operation bleibt die Patientin oder der Patient zur Überwachung für fünf bis acht Tage stationär im Krankenhaus. Schon am Tag nach dem chirurgischen Eingriff ist es möglich, den Mund vorsichtig zu öffnen, um flüssige Nahrung zu sich zu nehmen.
In den ersten sechs Wochen nach der Dysgnathie-Chirurgie sollten Betroffene darauf achten, ihren Kiefer zu schonen und lediglich weiche Nahrungsmittel zu essen. Auch Sport und andere körperlich anstrengende Tätigkeiten sollten in diesem Zeitraum vermieden werden.